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40. Geburtstag des Fahrzeugmuseums im Mai 2008

 

 

Festrede von Marion Bichun:

 

Liebe Museumsgäste, 


    

liebe Freunde der Familie Reichert,

    

wir sind heute, am 30. Mai 2008 hier zusammengekommen um den 40. Geburtstag dieses Museums zu feiern:

- 40 Jahre Idealismus -
- 40 Jahre Leidenschaft -
- 40 Jahre Sammelwahnsinn -

Es ist kaum nachzuvollziehen, was Bernhard und Klara Reichert mit ihren Kindern Wolfgang, Monika und Hubert schon in den frühen Jahren zusammengetragen haben. Es gab keinen Feierabend, kein Wochenende und schon gar keine Urlaubsreise, in dem nicht das Thema Museum im Vordergrund stand.

Bernhard Reichert, war von Beruf Lehrer und von der Idee besessen, alte Fahrzeuge der Nachwelt zu erhalten. Sein Ziel war es, in Karlsruhe ein Museum aufzubauen. 1958 startete er sein Projekt und sammelte - zunächst auf seinem Privatgelände in Karlsruhe-Durlach - voller Leidenschaft.

So rettete er zahlreiche Lokomotiven, Strassenbahnen, Lkw’s, Autos und Zweiräder aller Art vor dem Verschrotten. Manch ein Fahrzeug stand bereits auf dem Schrottplatz, zum Teil bereits vom Greifer gepackt, ohne Räder, teilzerlegt, bis es endlich Bernhards Herz eroberte und im letzten Moment noch einmal "mit dem Leben davon kam."

Innerhalb der folgenden 10 Jahre trugen Bernhard und Klara so viele Fahrzeuge zusammen, dass der Platz in Durlach nicht mehr ausreichte.

Die Stadt Karlsruhe hatte Bernhard jahrelang Ausstellungsräum- lichkeiten versprochen, in dem er sein Museum aufbauen sollte. Leider waren alle Versprechungen nur leere Worte. Bernhard musste verzweifelt erkennen, dass aus dem Karlsruher Fahrzeugmuseum nichts wurde. Sein eiserner Wille und seine Leidenschaft ließen den Gedanken an sein Museum aber dennoch nicht sterben. Rastlos suchte er nach einem Ausweg.

Durch Zufall ergab es sich, dass in Marxzell ein altes Sägewerk zum Verkauf stand. Das war zwar nicht grade nahe an Karlsruhe, aber dennoch war es doch auch ein Stück historischer Boden, denn im benachbarten Pfaffenrot hatte schon Carl Benz seine Wurzeln.

Gesagt – Getan – das Sägewerk wurde gekauft und somit bekam die Idee nach 10 Jahren endlich ein Gesicht. Der Umzug nach Marxzell war der erste Meilenstein für den Aufbau des Fahrzeugmuseums Marxzell.

Es ist für uns und wahrscheinlich auf für sie, liebe Gäste, kaum nachzuvollziehen, WIE es Bernhard und Klara überhaupt möglich war, all diese Fahrzeuge, all diese vielen Zeugen der "guten alten Zeit" hier nach Marxzell zu transportieren. Schließlich waren Bernhard und Klara ganztägig berufstätig. Daneben hatten sie drei Kinder großzuziehen. Uns ist das heute wirklich ein Rätsel , wie die beiden dies geschafft haben - ohne Haushaltshilfe - ohne Kernzeitbetreuung - ohne Kindertagesstätte - ohne Spedition…

Bereits kurze Zeit nach dem Umzug wurden die Pforten in Marxzell geöffnet. Wolfgang, inzwischen ein junger, kräftiger 20 jähriger Mann voller Tatendrang, opferte seine angefangene Karriere zuerst als Pfarrer , dann als Apotheker und wurde letztendlich doch Kfz-Mechaniker. Auch ihn hatte die Sammelleidenschaft längst gepackt und ließ ihn nicht mehr los.

Klein Hubert, 10 Jahre alt, trat seinen Museumsdienst ebenso täglich an. Er fuhr jeden Tag nach der Schule mit der Strassenbahn von Durlach nach Marxzell, um das Museum zu öffnen. Auch er wurde später Kfz-Mechaniker und trat somit in die Fussstapfen seines großen Bruders.

Da bereits Ende der 70er Jahre so viele Exponate zusammen getragen waren zeichnete sich ab dass auch die Räumlichkeiten des alten Sägewerks nicht mehr ausreichen würden.

Vater Bernhard beschloss also eine neue Halle bauen zu lassen um den Besuchern die vielen Objekte zeigen zu können. Die Beschaffung des dafür nötigen Geldes kostete ihm und seiner Frau Klara unzählige schlaflose Nächte. Seine Gesundheit litt unter den Sorgen. Dennoch gelang es ihm, den Neubau für diese Halle, in der sich ein Teil des Museums heute befindet, in Auftrag zu geben.

Noch lange bevor das Gebäude fertig gestellt war, verstarb Bernhard Reichert ganz plötzlich und unerwartet, am 22. Januar 1984 – im Alter von grade einmal 63 Jahren.

Sein Geist lebt aber weiter - bis heute!!!

Seine Ehefrau Klara als Direktorin, sowie seine beiden Söhne Wolfgang und Hubert setzen das Lebenswerk von Bernhard erfolgreich fort !

Noch heute im Alter von 84 Jahren schwenkt Frau Klara Reichert nicht nur das Zepter, sondern auch nach wie vor den Putzlappen und den Staubwedel hier zwischen den alten Autos und Motorrädern.

Viele unserer Besucher wünschen sich die Führung durch unsere Direktorin höchst persönlich. Sie ist die gute Seele dieses Museums und dabei ist sie selbst ein Stück Geschichte geworden!

Sie greift in die Tasten der alten Klaviere, sie zeigt die historischen Filme, sie dreht die Drehorgeln. Doch am allerschönsten sind ihre vielen kleinen Geschichtchen und Anekdoten, die sie zu so manch einem Ausstellungsstück zu erzählen hat. Mit diesen Geschichten und Erinnerungen lebt dieses Museum weiter.

Nach all den vielen Jahren ist es uns endlich gelungen, heute Abend ein Stück, wenn auch nur ein kleines Stück dieser Halle der Öffentlichkeit zu übergeben. Lange hat’s gedauert - aber an Ausstellungstücken fehlte es doch wirklich nicht!

Trotzdem ist uns der Platz hier viel zu eng geworden; es gibt einfach immer wieder erhaltungswürdige Objekte, die wir nicht den Krallen der Schrottpressen übergeben möchten. Etliche Fahrzeuge wurden dazugekauft, kleinere Anbauten wurden geöffnet – und doch wird es hier nicht leerer, nicht übersichtlicher, nicht geordneter. Das soll aber auch so bleiben, denn das ist nun einmal der Charakter dieses einzigartigen Museums, das weit über die Grenzen von Marxzell hinaus bekannt geworden ist. Wie sagt unsere Klara Reichert immer - große Vitrinen mit nix drin - das sieht man überall. So etwas wie hier, ist wirklich einzigartig.

Wir machen auf jeden Fall weiter!

Klara - Wolfgang - Hubert und Familie !

 

Nicht zuletzt sind aber auch die Menschen zu erwähnen, die hier in den letzten 40 Jahren viele Stunden ihrer kostbaren Freizeit geopfert haben, um zu helfen. Ohne sie wäre das Museum heute nicht das, was es ist. Ohne sie hätten wir es nicht geschafft, dieses Fest heute so zu feiern. Es stecken doch sehr viel Stunden der Vorbereitung dahinter.

Wir möchten unseren Freunden Wilfried Enulat und Helmut Kaiser im Namen der Familie Reichert von Herzen danken. Sie waren schon seit Beginn dieses Museums mit unzähligen Arbeitsstunden in ihrer Freizeit hier zugange. Es wurde restauriert, geschweißt, verkabelt, gestrichen - geholfen, wo es nur ging. Ein herzliches Dankeschön an Euch beide .

Hier sind auch Harald Lorch und Thomas Musczcek, zu nennen, die viel Arbeit im Aufbau dieser neuen Halle geleistet haben, ob durch Mauern, Aufräumen oder durch Streichen - auch an Euch beide ein herzliches Dankeschön.

Volker Beran, Volker Hoffmann, Michael Schweizer, Michael Woita, Kurt Frenzel und Uwe Siegwart sind nur einige weitere der Helfer, die oft einfach nur DA waren, wenn irgendwoHilfe gebraucht wurde. Euch allen ein ganz herzliches Dankeschön.

Für fachmännische Hilfe danken wir unserem Elektrikermeister Alex Kunz, der sicherlich einige Kilometer an Kabel verlegt hat und so manches Lichtlein leuchten ließ. Dir lieber Alex, ebenfalls vielen lieben Dank und komm doch bald wieder…

Auch Detlev Zink danken wir vielmals, der in den letzten Wochen tatkräftig beim Aufbau für dieses Festes geholfen hat. Es war nicht leicht hier ein bisschen Platz zu schaffen. So einen "Hausmeister" wie dich, lieber Detlev, haben wir uns schon lange gewünscht!

Liane und Joachim Siegwart möchten wir auch noch danken. Sie haben hier ehrenamtlich die Autos zum Glänzen gebracht. Herzlichen Dank dafür, Ihr könnte jederzeit weiter machen…

So und jetzt genug der Worte. Bühne frei für die Shakin Cats und die Wild Memories.

Lasst es krachen und Gute Unterhaltung!

 

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